Jeder zukünftige Hundebesitzer beginnt einmal damit sich für eine Rasse zu interessieren. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man so viele Informationen wie möglich sammelt und alle Für und Wider ganz genau abwägt. Nichts ist schlimmer für einen Hund, als von einem Platz zum anderen gereicht zu werden, weil die Besitzer sich schlichtweg etwas anderes vorgestellt und erwartet haben.
Als Züchter kann man die zukünftigen Besitzer leider auch nur bis zu einem gewissen Grad einschätzen und muss sich auf die Informationen verlassen können, die man von ihnen bekommt.
Vielleicht kann ich ein bisschen dazu beitragen, dass ihr ein realistisches Bild bekommt, indem ich euch meine persönlichen Erfahrungen mit Windspielen und Whippets schildere.
Ich habe oft gestellte Fragen/Themen gesammelt und meine Meinung bzw. Erfahrung dazu geschildert. Natürlich gibt es sowohl bei Whippets, als auch Windspielen Ausnahmen und Hunde die ganz anders sind, als von mir beschrieben. Daher ist es umso wichtiger, wenn man sich für eine Rasse interessiert, so viele Hunde wie möglich persönlich (in ihrem alltäglichen Umfeld) kennen zu lernen. So kann man sich am Besten sein eigenes Bild machen, ob diese Rasse wirklich zu einem passt.
- Das Windspiel hat so eine praktische Größe
- Windspiel oder Whippet?
- Muss man mit einem Windhund ganz viel spazieren gehen?
- Der wird aber noch groß, oder?
- Muss man so einen kleinen Hund überhaupt erziehen?
- Das Windspiel als Zweithund
- Das Windspiel und ein großer Hund
- Windspiele kuscheln bestimmt total gerne
- Wie ist das mit der Stubenreinheit?
- So ein süßer, kleiner, braver Hund
- Muss man Windspiele im Winter anziehen?
- Wie ist das mit Windspielen und (kleineren) Kindern?
- Wie viel schläft ein Windspiel?
- Können Windspiele alleine bleiben?
- Wie verhalten sich Windspiele im Alltag / Zuhause?
- Die sehen so filigran aus, muss man da nicht ständig Angst haben?
- Wie viel kostet ein Windspiel?
- Wie sieht es mit der Gesundheit aus?
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Das Windspiel hat so eine praktische Größe
Das ist korrekt. Man kann ein Windspiel in Situationen wie auf der Rolltreppe, in Menschenmengen, bei Gitterrosten, etc. natürlich sehr leicht hochheben und sie aufgrund des geringen Gewichts auch mal eine längere Zeit im Arm halten und tragen.
Allerdings: Windspiele sind ganz und gar keine Schoßhündchen! Sie sind extrem neugierig und möchten auf ihren eigenen vier Beinen die Welt erkunden. Es ist wichtig, dass sie Erfahrungen sammeln können und von klein auf lernen mit ihrem Körper umzugehen.
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Windspiel oder Whippet?
Oft hört man, dass den Interessenten beide Rassen so gut gefallen und sie sich nicht entscheiden können. Das kann meiner Meinung nach nur auf die Optik zurück zu führen sein (wobei auch da gravierende Unterschiede bestehen), denn charakterlich handelt es sich um total unterschiedliche Hunderassen.
Es zählen zwar Beide zu den Windhunden und sind damit Sichtjäger, mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem Jagdtrieb, jedoch handelt es sich im Vergleich zu den Windspielen bei den Whippets um eher entspannte Hunde, die nach dem Arbeiten/Spazieren gehen gerne und lange schlafen und im Haus sehr unauffällig sind. Natürlich gibt es auch da Ausnahmen, aber die meisten Whippets habe ich bisher so erlebt.
Auch von der Art zu Spielen und zu Rennen sind die beiden Rassen sehr unterschiedlich. Schon alleine aus anatomischen Gründen schlagen Whippets nicht so viele Haken, sind nicht so wuselig, bringen aber mehr Geschwindigkeit und natürlich Wucht mit, wenn sie irgendwo dagegen rennen. Und das kommt durchaus öfters mal vor, gewollt oder ungewollt 😉
Whippets mobben beim Rennen gerne, indem sie rempeln und auch mal zwicken. Windspiele sind extrem lästig, loten aus wie weit sie beim anderen Hund gehen können und ärgern diesen dann bis zum geht nicht mehr, indem sie ihn anspringen, in die Hacken beißen, zum Teil anbellen, ihm Spielzeug klauen, etc. Zudem haben sie eine längere Ausdauer als Whippets.
Ich habe einmal einen sehr guten Vergleich zu Computerspielen gelesen, der es meiner Meinung nach sehr gut trifft: Whippets spielen gerne Ego-Shooter, Windspiele dagegen Super Mario.
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Muss man mit einem Windhund ganz viel spazieren gehen?
Windhunde sind eher Sprinter als Dauerläufer. Sie lieben es auf kurzen Strecken richtig Gas zu geben. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass das Gelände sicher ist. Das bedeutet …
- Keine Löcher in der Wiese. Da können ganz schnell Beinbrüche passieren, weil sowohl Whippets, als auch Windspiele mit ihren dünnen Beinen leicht in Löcher rutschen können.
- Kein Wild. Auch wenn der Hund normalerweise gut abrufbar ist, wenn ein Hase, Reh, oder auch eine Katze aufspringen und davon laufen ist meist kein Rückruf mehr möglich.
- Eingezäunt. Wenn Whippets oder Windspiele mal ins Rennen kommen werden große Kreise gezogen. Je weiter die Hunde entfernt sind, desto kleiner ist der Einfluss auf sie. Besser ist es den Hunden auf einem ausreichend großen, eingezäunten Gelände Freilauf zu ermöglichen. Mit Windhunden ausschließlich nur an der Leine spazieren zu gehen ist keine Option – sie brauchen regelmäßigen Freilauf, um sie auszupowern.
- Vor sich selbst schützen. Man sollte das Gelände immer gut im Blick haben: kommen andere Hunde überraschend daher, könnten sie evtl. wo dagegen rennen, ist in der Nähe eine Straße, etc.
Windspiele sind meiner Erfahrung nach ausdauernder als Whippets, man kann aber beide bei gutem Training auch auf längere Spaziergänge und Wanderungen mitnehmen.
Meiner Erfahrung nach reicht 1 abwechslungsreicher Spaziergang am Tag aus. Wichtig ist hier Qualität statt Quantität – mit dem Kopf beim Hund sein, nicht während des Spaziergangs telefonieren oder tratschen, sich mit dem Hund beschäftigen, Übungen einbauen, Abwechslung rein bringen, auch mal etwas Ruhiges machen und den Kopf des Hundes fordern, …
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Der wird aber noch groß, oder?
Nein. Windspiele sind die Kleinsten unter den Windhunden. Auch wenn es größere Exemplare gibt ist ein ausgewachsenes Windspiel in der Regel zwischen 35 und 38 cm hoch und wiegt ca. 3,5 – 6 kg.
Im Rassestandard könnt ihr Genaueres über das „Idealbild des Italienischen Windspiels“ nachlesen.
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Muss man so einen kleinen Hund überhaupt erziehen?
Sowohl Whippets, als auch Windspiele kann und sollte man erziehen wie jeden anderen Hund. Sie haben zwar ihre Eigenheiten, auf die man eingehen sollte, aber welche Rasse hat die nicht?!
Ich finde man sollte heraus finden was der Hund gerne macht, wofür er sich eignet und was einem selbst Spaß macht. Im Grunde stehen einem neben einer „normalen Grunderziehung“ (Sitz, Platz, Bleib, Leine gehen, auf den Platz gehen, etc.) diverse Sportarten/Beschäftigungsmöglichkeiten offen: Windhunde-Rennen, Coursings, Agility, Zielobjektsuche, Suchen und Apportieren, Dogdancing, Longieren, Cavaletti, Tricks, etc.
Windspiele sind extrem schlau und lernen sehr gerne. Sie sollten wirklich gefordert und gefördert werden. Ein Leben nur auf der Couch wäre Luise, und wahrscheinlich den meisten anderen Windspielen, definitiv zu wenig. Sie liebt es, wenn ich mit ihr arbeite, egal ob das Tricks sind, die ich ihr beibringe, Geschicklichkeitsübungen, Apportieren oder Zielobjektsuche. Neben der körperlichen Auslastung durch joggen und zwischendurch sprinten (aber bitte erst ab ca. 1 Jahr) machen wir mind. 3x pro Woche auch etwas für den Kopf.
Alles aber bitte mit Maß und Ziel! Windspiele bringt man innerhalb von einer Sekunde von 0 auf 100 – quasi aus dem Tiefschlaf in den Hellwach-Zustand. Man sollte darauf achten, dass sie ihre Ruhephasen haben, Gelerntes verarbeiten können und sich „herunter fahren“. Die meisten Windspiele sind sehr hibbelig (vor allem in jungen Jahren) und müssen Ruhe erst lernen, was sie für ihre Gesundheit unbedingt brauchen und die Nerven des Besitzers beruhigt ;)!
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Das Windspiel als Zweithund
Öfters höre ich „Ich habe einen Hund – meistens einen Whippet – und bin auf der Suche nach einem Spielkameraden bzw. Kuschelpartner für ihn.“
Generell finde ich einen Zweithund gut, aber nicht jeder Hund braucht zwingend einen Kumpel. Viele leben auch gerne mit ihren Menschen alleine. Und ganz ehrlich, wenn du nach einem Spielkameraden für deinen Hund suchst, warum nimmst du dir nicht die gleiche Rasse? Vom Spielverhalten und meist auch vom Charakter passen Hunde der selben Rasse am besten zusammen.
Wenn es ein zweiter Hund sein soll überlege generell genau warum du das möchtest, was deine Erwartungen sind, welche Ansprüche du, deine Familie und dein bestehender Hund haben. Nur Spielen/Kuscheln wäre mir als Begründung für einen Zweithund zu wenig.
Soll der Zweithund, nach guter Überlegung, wirklich ein Windspiel sein mache dich darauf gefasst, dass die (Welt)Herrschaft in kürzester Zeit vom Windspiel übernommen wird. Der Ersthund wird geärgert, von der Couch und von dir verdrängt, seine Spielsachen und Schlafplätze werden okkupiert, beim Essen wird mit genascht, mit einem großen Satz wird auf den schlafenden Kumpel gesprungen, es wird gekuschelt, egal ob der andere will oder nicht, etc.
Erstaunlicherweise haben Windspiele die Eigenschaft an sich, dass sie sich wirklich viel heraus nehmen können, ohne in der Luft zerrissen zu werden 😉 Aber achte darauf, dass dein Ersthund seine Rückzugsmöglichkeiten hat, seine Quality Time mit dir bekommt und ihm das Windspiel nicht all zu sehr auf die Nerven geht.
Bist du bereit und hast die Zeit mit beiden Hunden getrennt spazieren/trainieren zu gehen? Kannst du es akzeptieren, dass der kleine Zwerg deinen Ersthund „dominiert“?
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Das Windspiel und ein großer Hund
Ich bin nicht generell dagegen ein Windspiel mit einem großen Hund zu halten, allerdings muss man den Größenunterschied beachten. Windspiele überschätzen sich gerne und halten sich für die „Größten“, man muss darauf achten, dass der große Hund keine (körperliche) Gefahr darstellt. Ein spielerischer Schlag mit der Pfote, oder Anrempeln im Rennen reicht da schon aus.
Der Besitzer sollte bei so einer Kombination sehr verantwortungsvoll/achtsam sein und seinen Hund gut einschätzen können, dann kann das gut klappen. Es kann aber durchaus auch sein, dass man die beiden Hunde nicht zusammen im Freilauf spielen lassen kann!
Am besten passen natürlich Windspiele mit Windspielen zusammen 🙂
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Windspiele kuscheln bestimmt total gerne
Oh ja, kuscheln ist da gar kein Ausdruck mehr. Sie wollen förmlich in einen hinein kriechen, gerne im Gesicht. Man kann sich ihnen da gar nicht entziehen, sie lassen sich nicht „abschütteln“. Da ist kein Fernsehen, Schreiben am Laptop, oder Blick aufs Handy möglich – wenn sie kuscheln wollen, dann schaffen sie das auch. Diese aufdringliche, distanzlose Art muss man mögen.
Selbstverständlich schläft ein Windspiel eng an einen gepresst im Bett und vereinnahmt die Couch. Wenn man sich einen Hund wünscht, der brav in seinem Körbchen am Boden bleibt ist das Windspiel nicht die richtige Rasse.
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Wie ist das mit der Stubenreinheit?
Windspiele werden meiner Erfahrung nach nicht immer zu 100% stubenrein, wie man das sonst von anderen Hunden kennt, die ausharren, bis man sie raus lässt.
Als Welpe/Junghund müssen Windspiele sehr oft, wirklich sehr oft und dann seeeeehr dringend raus. Dementsprechend oft passieren kleinere und größere Unfälle. Luise hat nach ein paar Monaten zwar sehr brav angezeigt, ließ man allerdings nicht auf der Stelle alles stehen und liegen war es drinnen geschehen. Bis zu einem Alter von ca. 9 Monaten musste Luise spätestens alle 2h raus.
Sie hatte auch eine Zeit, wo sie protestierend einen Haufen drinnen gemacht hat, wenn ich ohne sie mit den Whippets in den Garten ging. Das hat sich allerdings gelegt. Danach passierte es so ca. einmal im Monat, dass wir ihre Anzeichen übersehen und sie ein Häufchen drinnen gemacht hat.
Mittlerweile ist Luise erwachsen (> 3 Jahre) und es passiert wirklich in den aller seltesten Fällen was und wenn dann sind eindeutig wir daran schuld, weil wir ihre Anzeige übersehen/missverstanden haben. Ist sie also stubenrein? Ich würde sagen, das ist eine Frage der Definition. Wenn ich es mit meinem Rhodesian Ridgeback Jabali vergleiche würde ich sagen nein, denn er hätte wirklich niemals drinnen gemacht, auch wenn ich seine Anzeige stundenlang ignoriert hätte. Luise, und übrigens auch unsere Whippets, zeigen verlässlich an, aber die Toleranz wie lange es dauert bis sie dann ihre Notdurft drinnen machen würden ist unterschiedlich – ich würde schätzen bei den Whippets 3-4h, bei Luise 1-2h ab Anzeige, dass sie raus müssen.
Übrigens: wenn Windspiele drinnen machen wird nicht groß aufgepasst wo, da kann schon mal was auf die Couch, ins Bett, ins Körbchen, etc. gehen.
In der Zeit wo Luise alleine bleiben muss (während ich vormittags arbeite) hat sie die Möglichkeit auf eine Toilette (eine große Katzen-Toilette mit Holzpellets) zu gehen. Ich finde das eine gute Möglichkeit, weil sie nichts „zurück halten“ muss, falls es dringend ist und sie damit auch nicht gezwungen ist „rein zu machen“. Sie benutzt die Toilette auch wirklich nur in dieser Zeit – es beeinträchtigt die normale Stubenreinheit also nicht.
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So ein süßer, kleiner, braver Hund
Wie schon gesagt, Windspiele sind extrem schlau und Meister der Manipulation. Mit verschiedenen Mitteln (kuscheln, lieb schauen, lästig sein, jammern, nicht fressen, etc.) versuchen sie alles, um ihren Willen durchzusetzen. Bei Mensch und Tier.
Man muss wirklich gut aufpassen und überlegen wo man besser konsequent bleiben sollte, denn sie nutzen das schamlos aus und tanzen einem ganz schnell am Kopf rum – im wahrsten Sinne des Wortes. Und sie können beim Erreichen ihres Willens unendlich stur und ausdauernd sein.
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Muss man Windspiele im Winter anziehen?
Wenn es ihnen kalt ist und das merkt man ihnen an, dann sollte man Windspiele (und auch Whippets) anziehen. Lieber ein angezogener, als kranker Hund. Da sollte man sich nicht doof vorkommen und blöde Sprüche weg stecken können.
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Wie ist das mit Windspielen und (kleineren) Kindern?
Meiner ganz persönlichen Meinung nach bedingt und in Ausnahmefällen sind Kinder und Windspiele eine mögliche Kombination.
Wie schon weiter oben beschrieben sind Windspiele sehr schnell aufzudrehen und extrem neugierig. Es müssten sehr konsequent Regeln gesetzt werden, damit die notwendige Ruhe gewährleistet ist.
Windspiele sind sehr aufdringlich, springen an einem hoch, kratzen, wenn sie etwas wollen, schlecken einen ab, knabbern am Ohr, etc. Gerade bei kleineren Kindern kann das zu spontanen Reaktionen führen, die das Windspiel erschrecken, oder das Kind unbeabsichtigt verletzen könnten.
Windspiele können trotz ihres kleinen Körpers manchmal schwer festzuhalten sein. Wenn sie runter wollen beginnen sie zu strampeln und sich herum zu winden. Schon bei Erwachsenen ist da Vorsicht geboten, dass der Hund nicht aus dem Arm springt und sich möglicherweise verletzt.
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Wie viel schläft ein Windspiel?
Generell ruht ein ausgewachsener Hund zwischen 18 und 20 h am Tag! Windspiele meist nicht ganz so viel, vor allem wenn sie noch jung sind. Umso wichtiger ist es, dass sie lernen zur Ruhe zu kommen. Luise z.B. war ein sehr energiegeladener Welpe und Junghund und es war nicht ganz leicht ihr beizubringen, dass auch mal Ruhe einkehren muss.
Nicht jeder ist ein Fan davon, ich schwöre aber dabei auf ein „Timeout“ im gemütlich eingerichteten Zimmerkennel. Die Hunde müssen aber gut/langsam an die Box gewöhnt werden und es als positiven Rückzugsort verstehen.
Nachdem Luise das nun aber gelernt hat und auch generell durch das älter werden und mit den Läufigkeiten ruhiger wurde, kann sie sich im Haus entspannen, schläft/döst viel und wurde zum angenehmen Mitbewohner 🙂
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Können Windspiele alleine bleiben?
Auch wenn oft anderes behauptet wird, ich bin der Meinung, dass Windhunde und auch das Windspiel alleine bleiben lernen können und sollten. Man glaubt es ja kaum, aber wir müssen arbeiten gehen, um uns und unseren Hunden ein gutes Leben und z.B. ärztliche Versorgung zu ermöglichen.
Unser Hunde sind nicht den ganzen Tag alleine, aber ein halber Tag muss möglich sein. Luise bleibt mittlerweile ohne Probleme 5-6h alleine. Diese Zeit verschläft sie.
Der Weg da hin war aber schwierig, das kann man ganz klar sagen. Wir mussten ganz viel üben, noch mehr Geduld haben, über ihre Zerstörungswut hinweg sehen, viele Bettchen waschen und den kleinen Sturschädel vor sich selbst schützen. Nachdem sie es aber akzeptiert hatte ist es nun überhaupt kein Problem mehr. Ein sehr gutes Hilfsmittel für das Training war eine Kamera, durch die wir sie immer im Blick hatten und einschätzen konnten was wir ihr zumuten können.
Übrigens: es machte keinen Unterschied, ob sie ganz alleine war oder mit den anderen Hunden zusammen alleine war.
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Wie verhalten sich Windspiele im Alltag / Zuhause?
Kommt man nach Hause wird man überschwänglichst begrüsst und ich verwende hier bewusst den Superlativ. Springen wie ein Gummiball in schwindelerregenden Höhen und Weiten. Winseln, jaulen, knurren vor lauter Freude. In alles Mögliche hinein beißen, es schütteln und herum tragen. Da hilft kein Ignorieren, auf den Platz schicken, kein Ablenkungsmanöver, … man muss die Sache aussitzen, aber keine Sorge, nach ein paar Minuten ist es vorbei 😉
Man wird durchs Haus verfolgt, egal ob man in die Küche, in den Keller oder auf’s Klo geht.
Bei Luise ist das zwar nicht so, aber ich kenne einige Windspiele, die wie Raben klauen und auch nicht davor zurück schrecken auf den Tisch oder die Arbeitsplatte in der Küche zu springen. Achtung: Verletzungsgefahr!
Luise ist die einzige unserer Hunde die meldet/bellt, wenn jemand an der Tür klingelt, oder sich überraschend nähert. Ansonsten ist sie überhaupt keine Kläfferin und bellt sehr selten. Ich kenne aber Windspiele, die viel bellen.
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Die sehen so filigran aus, muss man da nicht ständig Angst haben?
Windspiele sind robuster, als man vielleicht denkt. Wenn man sie in ihrem Element (dem wilden herum rasen) erlebt ertappt man sich öfter mal dabei, dass man die Augen schließt und hofft, dass alles gut geht. Natürlich sind gewisse Dinge, wie z.B. Löcher im Untergrund, Toben mit verhältnismäßig großen Hunden, Springen aus großen Höhen auf rutschigen Untergrund, etc. gefährlich und man muss darauf achten, aber man sollte die Kleinen auf keinen Fall in Watte packen!
Vor allem in der Welpen- und Junghunde-Zeit müssen sie sich ausprobieren können, Geschicklichkeit entwickeln, ein Gespür für ihren Körper bekommen und aus Erfahrungen lernen.
Meiner Beobachtung nach sind Windspiele sehr geschickt und können ihren Körper, im Vergleich zum Whippet, sehr gut kontrollieren. Luise ist eine Meisterin im Haken schlagen und weicht Hindernissen erstaunlich gut aus. Sie balanciert auch extrem gut und ist meiner Meinung nach äußerst geschickt. Wir haben aber auch gezielt in Richtung Körperbeherrschung trainiert (mit Balance-Kissen, Cavaletti, etc.), möglicherweise hat das auch dazu beigetragen.
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Wie viel kostet ein Windspiel?
Die Preise unterscheiden sich ein wenig von Züchter zu Züchter, pendeln sich aber ca. bei € 1.500,- bis 2.500,- ein. Das mag auf den ersten Blick vielleicht viel erscheinen, aber man erhält von einem verantwortungsvollen FCI/ÖKV-Züchter einen gut sozialisierten Welpen, der nach besten Wissen und Gewissen gezüchtet wurde.
Der Züchter hat keine Bemühungen gescheut, um seine Hündin gesundheitlich abzuchecken und auf die Geburt vorzubereiten, den passenden Rüden auszuwählen und die Welpen bestmöglich und vor allem liebevoll auf ihr zukünftiges Leben vorzubereiten. Aber die Auswahl des Züchters ist eine Geschichte für sich, die ich vielleicht an anderer Stelle thematisieren werde.
Im Vergleich zu den Kosten, die im Laufe eines Hundelebens anfallen ist der Anschaffungspreis sowieso ein kleiner Teil und sollte meiner Ansicht nach nicht ausschlaggebend sein.
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Wie sieht es mit der Gesundheit aus?
Leider wird diese Frage kaum von Interessenten gestellt, dennoch möchte ich sie thematisieren. Das Windspiel ist meiner Meinung nach im Vergleich zu anderen Rassen keine extrem kranke Rasse, dennoch gibt es einige gesundheitliche Themen, die man nicht unterschätzen darf:
- Epilepsie/Krampfanfälle
- Herzerkrankungen
- Augenkrankheiten (PRA, Glaucoma, PLL, …)
- Probleme mit den Zähnen (FEH, Parodontitis, …)
- Patellaluxation
- Schilddrüsen-Erkrankungen
- Color Dilution Alopezia
- Autoimmunerkrankungen
- Neigung zu Knochenbrüchen
- Megaösophagus
- Allergien
- etc.
Wichtig ist, dass diese Themen den Züchtern bewusst sind, nicht heruntergespielt werden und nach besten Wissen und Gewissen damit umgegangen wird. Mittlerweile gibt es schon einige DNA-Tests und Untersuchungen, die man machen lassen kann, um mit eventuellen Schwachstellen umgehen zu können. Diese sind zwar nur zum Teil von den Zuchtverbänden vorgeschrieben (von Land zu Land unterschiedlich), machen meiner Meinung nach aber Sinn, um angemessen handeln zu können. Genauere Fragen sollte der Züchter in einem Gespräch beantworten können.
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