Hundeausstellungen

Hundeausstellungen sind zum Teil sehr umstritten, viele Menschen sehen es als puren Stress für die Hunde an und lehnen Ausstellungen komplett ab. Dass es aber immer auf das „WIE“ ankommt und das Ganze auch Spaß machen kann möchte ich euch hier näher bringen.

 

Was sollte ein Hund für die Ausstellung „können“ und wozu ist das überhaupt gut?

  • Verträglich mit anderen Hunden sein,
    • da die Hunde einer Altersklasse sich gemeinsam im Ring präsentieren und teilweise wenig Platz vorhanden ist.
  • Ruhig stehen bleiben (am Boden und bei kleinen Hunden auch auf einem Tisch),
    • damit sich der Richter den Körperbau des Hundes in Ruhe ansehen kann.
  • Sich überall angreifen lassen,
    • damit der Richter die Anatomie des Körpers fühlen kann (z.b. Brusttiefe, Rutenlänge, Winkelungen, Hoden, etc.).
  • Zähne zeigen,
    • um ein korrektes Scherengebiss feststellen zu können. Dazu hebt der Richter kurz die Lefzen an und überprüft Zahnstellung und Vollständigkeit der Zähne.
  • Eine dünne Ausstellungsleine akzeptieren,
    • um den Körperbau des Hundes zu zeigen, ohne dass etwas ablenkt, oder verdeckt wird.
  • Schwungvoll und entspannt Traben, 
    • damit dass Gangbild des Hundes beurteilt werden kann.

Du sieht also, es sind eigentlich sehr wenige und vor allem auch einfache Dinge, die in der Ausstellung verlangt werden. Dinge, die eigentlich für einen Hund kein Problem darstellen sollten. Natürlich ist der Kontext, in dem das abgerufen wird ein anderer, aber jeder der eine Hundeschule besucht und vielleicht sogar Prüfungen ablegt, wird mit seinem Hund viel mehr zeigen müssen.

Meiner Meinung nach ist das Wichtigste, dass du mit deinem Hund eine stabile Vertrauensbasis und eine klare, respektvolle Kommunikation hast, dann wird der Auftritt im Ausstellungsring eine Aufgabe sein, die ihr gemeinsam meistert und auf die ihr stolz sein könnt. Was dabei herauskommt (welche Beurteilung) ist für mich immer zweitrangig – es kommt ja immer auf den jeweiligen Richter an, welche anderen Hunde noch im Ring stehen und natürlich auf die Tagesverfassung von dir und deinem Hund. 

 

Der Anfang

Wie bei allen anderen Dingen ist es natürlich immer am Leichtesten, wenn man mit einem jungen Hund (idealerweise schon mit einem Welpen) beginnt ihm* das Ganze positiv näher zu bringen. Wichtig sind kurze Einheiten zum Kennenlernen (1-2 min.), in einer ruhigen Atmosphäre (Zuhause, ohne andere Hunde, die ablenken könnten), mit positivem Abschluss (freuen, spielen, kuscheln – je nachdem was dein Hund gut findet).

 

Stehen

Am Einfachsten ist es, ein kleines Podest (eine Höhe von 10-15 cm reicht da schon aus) zu verwenden, da die Hunde da meistens nicht so schnell weglaufen und auch den Unterschied besser wahrnehmen, dass es sich um eine Übung handelt.
Den Hund auf das Podest führen, abwarten bis er ruhig steht (kein zappeln, oder einfordern von Leckerlis) und das sofort bestätigen (mit Lob, oder Leckerlis). Am Anfang werden das kurze Sekunden sein, wo Ruhe herrscht. Wichtig ist, den richtigen Zeitpunkt zu bestätigen. 2-3x wiederholen, dann den Hund „freigeben“ (vom Podest runter lassen, evtl. ein Auflösungskommando verwenden – z.B. „ok“) und ganz doll loben, spielen, etc. 
Diese Übung kann man jeden Tag einbauen, aber bitte wirklich nur kurze Einheiten und mit Erfolgen aufhören! 

Man dehnt dann die ruhigen Phasen aus – d.h. immer etwas später loben – und mit einem „Kommando“ belegen, das sonst nicht verwendet wird. Ich verwende gerne „schön steh“. Später dann weiß der Hund, wenn dieses Kommando gesagt wird, was gefragt ist. Wichtig ist immer die Auflösung (z.B. auch wieder durch ein Wort), damit der Hund weiß, dass er jetzt nicht mehr ruhig stehen muss.

Wenn das klappt baut man das Angreifen ein. D.h. während dem der Hund ruhig steht streicht man ruhig über den ganzen Körper, vom Kopf, über den Rücken, bis hinunter zu den Pfoten. Zu Beginn heben sie meistens die Beine an, das wird einfach ignoriert … es geht relativ schnell, dass sie die Berührungen dulden und dann genießen 🙂 Wenn das über den Körper streichen ohne zappeln funktioniert – ruhig loben! Und immer mit einem positiven Abschluss aufhören – d.h. z.b. wenn es 2x gut geklappt hat den Hund „freigeben“ und spielen, laufen, etc.

Die nächste Stufe ist, die Beine ruhig anzuheben und auszurichten. Für die Ausstellung sollen die Beine ja parallel stehen, damit die Linien und Winkelungen des Körpers gut beurteilt werden können. Auch hier geht man wieder gleich vor … anheben, ausrichten und wenn der Hund das Bein dort belässt loben und wieder auflösen (der Hund darf sich wieder bewegen). Wenn beim Anheben gezappelt wird halte ich das Bein ruhig, aber bestimmt fest und lasse erst los, wenn sich der Hund wieder entspannt.

 

Das Alles hört sich jetzt vielleicht aufwändig an, aber je nach Hund gehen diese Schritte sehr schnell und sie haben in wenigen Tagen verstanden was gefragt ist.

 

Ausstellungsleine

Parallel zum Stehen üben kann man mit dem Kennenlernen der Ausstellungsleine beginnen (aber anfangs getrennt voneinander, damit es nicht zu viel wird). Ich bin ein Fan davon dem Hund anzukündigen, was passieren wird. D.h. wieder ein Wort wählen – z.B. „Ausstellung“ – dann dem Hund die Leine vorsichtig über den Kopf ziehen, kurz drauf lassen, wieder runter und loben.

Das wird wieder ausgedehnt. Ziel ist es, dass die Leine hinter den Ohren sitzt. Je nach Modell ist es ein Zugstopp, oder eine Leine, die dort mit Stopper fixiert wird. Wenn das über den Kopf ziehen akzeptiert wird, das positionieren und fixieren hinter den Ohren üben und immer loben, wenn es toleriert wird. 

Wenn das klappt kann man den Hund animieren ein paar Schritte an der Leine zu folgen. Nicht an der Leine ziehen und auch darauf achten, dass der Hund nicht zieht – das ist mit der dünnen Leine natürlich unangenehm!

Tipp: für Ausstellungsneulinge und vor allem junge Hunde empfehle ich eine Ausstellungsleine mit Kehlkopfschutz. Falls der Hund doch ziehen sollte schneidet die dünne Leine dann nicht ein. Später kann man dann auf eine andere Ausstellungsleine umsteigen.

 

Laufen

Dein Hund kennt mittlerweile die Ausstellungsleine, der nächste Schritt ist dann das Laufen. Ich übe anfangs nur im Garten, in lockerer Atmosphäre und ohne Ablenkung von anderen Hunden. Der Hund befindet sich links von dir, du sprichst ihn an, wendest deinen Blick nach vorne (du gibst vor, wo ihr hingehen wollt) und gehst los. Idealerweise läuft der Hund auf deiner Höhe (wie beim Fuß gehen), schaut aber nicht zu dir hoch. Du solltest auch nicht zum Hund hinunter schauen, da du ihn sonst blockierst (das ist das Schwierigste finde ich, weil man ja gerne „kontrolliert“ als Mensch 😉 ).

Bevor dich der Hund überholt sprichst du ihn wieder an (Blick zum Hund und Namen sagen) … damit verhinderst du, dass der Hund an der dünnen Leine nach vorne zieht. Dann wieder deinen eigenen Blick nach vorne richten und gehen/laufen.

Du übst so im Kreis zu laufen, der Hund geht innen. Die Geschwindigkeit sollte zügig sein, aber der Hund soll nicht galoppieren. Hopsen und Hochspringen ignoriere ich am Anfang, lobe hingegen, wenn konstant im Trab gelaufen wird.  Auch hier verwende ich dann wieder ein Kommando („schön laufen“). Ein Beißen in die Leine solltest du nicht zulassen. Du musst abwägen welche Geschwindigkeit du wählst, damit dein Hund sein Gangwerk ideal präsentieren kann. 

Man kann dann auch auch noch üben eine Gerade auf und ab zu laufen.

 

Tisch

Kleine Hunde werden dem Richter am Tisch präsentiert, damit der Blickwinkel stimmt. Das sollte natürlich geübt werden. Viele Hunde erinnert das auf den Tisch stellen und von einem Fremden angegriffen zu werden an einen Tierarztbesuch, dementsprechend angespannt sind sie. Aber auch das kann geübt werden, damit der Hund keinen unnötigen Stress hat.

Begonnen wird wieder in ruhiger Atmosphäre, ohne Ablenkung. Verwende von der Fläche her einen eher kleineren Tisch, der ungefähr in Höhe deiner Taille ist. Darauf achten, dass die Oberfläche nicht rutscht (ggf. etwas drauf legen) und der Tisch nicht wackelt!

Ankündigen was du vor hast, dann den Hund ruhig aufheben und auf den Tisch stellen. Anfangs kannst du ihn den Tisch abschnüffeln lassen, damit er sich an die Umgebung gewöhnt. Unbedingt darauf achten, dass der Hund nicht von selbst runter springt, oder gar runter fällt. Ein negatives Erlebnis am Tisch muss unbedingt vermieden werden!

Dann übt man genau so wie beim Stehen – warten bis der Hund ruhig steht und loben. Auch auf dem Tisch wieder den Körper überall berühren und die Beine ausrichten. Nach einer kurzen erfolgreichen Phase den Hund ruhig herunter heben und am Boden ganz doll loben und spielen, kuscheln, etc.

Tipp: man kann auch Entspannungsübungen (z.B: eine Tellington TTouch Massage) auf dem Tisch einbauen, damit der Hund diesen positiv verknüpft.

 

Zähne zeigen

Wenn der Hund entspannt auf dem Tisch steht kann man während dem Angreifen auch mal die Lefzen hochziehen und die Zähne ansehen. Wenn das toleriert wird wieder loben. 

 

 

Festigen und ausbauen

Du kannst jetzt den Ablauf kombinieren: Ausstellungsleine anlegen, einen Kreis laufen, am Boden ruhig stehen bleiben und Hund ausrichten, wieder laufen, dann den Hund auf den Tisch stellen, überall angreifen und die Zähne ansehen. Den Hund wieder vom Tisch heben und eine Gerade auf und ab laufen, nochmal am Boden ruhig stehen und Hund ausrichten – dann die Ausstellungsleine runter geben und auflösen (ganz doll loben, spielen, etc.).

Wenn das klappt kann man Personen einbinden (anfangs mit Personen, die der Hund kennt, danach auch mit fremden Personen). Eine Person sieht euch zu und wenn der Hund auf dem Tisch steht übernimmt die Person das angreifen, abtasten und Lefzen hochziehen. 

 

 

Ablenkung

Wenn ich das Gefühl habe, dass der Hund den Ablauf verstanden hat und gut und gerne mitarbeitet übe ich unter Ablenkung. Ich fahre dazu z.B. auf einen Parkplatz, oder in einen Park und übe das Ganze dort (am Besten nach einem kurzen Spaziergang, wenn der Hund nicht mehr ganz aufgeregt, aber auch nicht müde, oder ausgepowert ist). Diese Übungen dauern immer nur kurz – maximal ein paar Minuten und danach ist wieder Spaß angesagt. 

Man kann auch fremde Personen ansprechen und bitten den Hund anzugreifen.

Um mich auf Hallenausstellungen vorzubereiten fahre ich für diese Übungen in ein Einkaufszentrum und übe dort. Tja, es darf einem halt nichts peinlich sein 😀

 

 

Generelle Tipps

  • Beobachte deinen Hund genau – was und wie viel kannst du ihm zumuten
  • Habe Geduld – jeder Hund ist anders und hat sein eigenes Tempo beim Lernen
  • Hör auf dein Gefühl – wenn du das Gefühl hast dein Hund fühlt sich überhaupt nicht wohl brich lieber ab (auch auf der Ausstellung)
  • Wenn etwas nicht klappt überlege, ob du klar genug kommuniziert hast
  • Vermeide schlechte Stimmung – wenn du nicht gut drauf bist übe an diesem Tag lieber nicht
  • Sei von dir und deinem Hund überzeugt – betrete selbstbewusst und positiv den Ausstellungsring. Je klarer du bist, desto leichter ist es für deinen Hund

 

Es gibt natürlich auch professionelle Ringtrainigs, wo man Tipps bekommt und üben kann. Aber ich finde davor sollte man mit dem Hund die Grundlagen erarbeitet haben und ein Team bilden und dann erst an den Feinheiten arbeiten.

 

 

* Alle Beschreibungen gelten natürlich für Rüden, wie Hündinnen. Für eine bessere Lesbarkeit verwende ich nur die männliche Form.