Wie ich zur Hundezucht kam

Ich habe schon sehr lange den Traum eine verantwortungsvolle Zucht aufzubauen, was meiner Meinung nach aber nur mit viel Wissen, Erfahrung, Kontakten, Zeit und Liebe möglich ist.

Einige Punkte ließen mich lange zweifeln…

 

Habe ich genug Erfahrung mit (Wind)Hunden?

Ich bin mit Hunden aufgewachsen und habe bereits als Kind einige Erziehungs- und Haltungsweisen erlebt. Damals beschloss ich, dass ich es anders machen möchte. 2006 bekam ich endlich meinen ersten eigenen Hund, einen Rhodesian Ridgeback Rüden (entgegen aller Widerstände und Warnungen). Jabali war für mich der beste Begleiter und Freund, den man sich nur vorstellen kann. Durch ihn lernte ich so viel über konsequente, liebevolle Erziehung/Führung. Wir bereicherten uns gegenseitig und wuchsen immer näher zusammen. Wir absolvierten viele Seminare, trainierten fleißig und tauchten immer weiter in die Hundeszene ein. 

2009 kam mein erster Windhund, der Whippet-Rüde Luke zu uns. Durch Luke musste ich schnell erkennen, dass all meine „Erfahrung“ nichts brachte und ich beinahe wieder von vorne begann. Auf das Welpen-ABC, das bei Jabali so gut funktioniert hatte, pfiff der kleine Blaue scheinbar und forderte mich wirklich heraus. Das Alleine bleiben zu lernen war ein Horror, stubenrein war er mit 9 Monaten noch nicht verlässlich und beim Spazieren gehen klebte er mir anfangs zwischen den Beinen und raste später wie ein Wilder mit Jabali durchs Unterholz, sodass er nicht nur einmal mit Verletzungen retour kam. Es war für mich völlig neu, dass ich mir über alles vorab Gedanken machen musste – springt er eh nicht blindlings den Felsen runter, rast er eh nicht gegen den Zaun, überrennt er den kleinen Jack Russel Terrier hoffentlich eh nicht mit 50km/h Anlauf, …
Mittlerweile ist Luke der Älteste im Haus und kämpft ein wenig damit, dass unser Fels in der Brandung (Jabali) leider nicht mehr da ist. Er ist ein absoluter Kuschelprofi, liebt es stundenlang eng an mich geschmiegt auf der Couch zu liegen. Er arbeitet aber auch gerne mit mir und liebt es, wenn ich mit ihm Dummy-Suche mache.

Leni, kam eher durch Zufall zu uns. Andi und ich waren ca. ein halbes Jahr zusammen als wir die Halbgeschwister von Luke besuchten und uns verliebten. Leni war von Anfang an sehr unkompliziert im Alltag, war quasi stubenrein als sie einzog und konnte schnell alleine bleiben. Bei ihr war aber schnell klar, dass sie sehr sensibel auf Körpersprache reagiert, generell ein totaler Rudelhund ist und es am liebsten hat wenn alle zusammen sind, auch wenn sie sich kaum mit den anderen beschäftigt. Leni hat ihren eigenen Kopf, mehr als alle anderen Hunde bei uns im Haushalt. Sie hatte in Null komma Nix Andi als ihren Ansprechpartner auserkoren und um den Finger gewickelt. Mit mir hat sie nur zu tun, wenn es sein muss. Was aber nicht bedeutet, dass sie mich weniger mag, sie kann es nur nicht so gern leiden wenn man etwas von ihr verlangt. Nachdem ich gerne mit den Hunden trainiere bin ich in diesem Punkt bei ihr komplett an der falschen Adresse 😉

Unser erstes Windspiel: wie der kleine Wirbelwind Luise zu uns kam ist eine andere spannende Geschichte, die ihr hier nachlesen könnt.

 

Ihr seht also, man wird nie auslernen. Jeder Hund ist anders und auf jeden stellt man sich neu ein. Mit Hausverstand, Liebe und Engagement kann man alles erreichen.

 

 Reicht mein Wissen?

Kann Wissen je ausreichen? Ich versuche mich so gut wie möglich weiter zu bilden, lese viel, nehme an Seminaren teil und spreche mit anderen Züchtern.

Wissen ist wertvoll, aber eine gute Hundezucht ist meiner Meinung nach nicht alleine vom theoretischen Wissen des Züchters abhängig, sondern eine komplexe Mischung aus Hausverstand, Liebe, Erfahrung, Wissen, Glück, Connections, uvm.

 

Werde ich umsetzen können, was ich mir im Moment vorstelle?

Wenn man sich über Jahre in der Hundeszene bewegt sieht, liest und erlebt man Einiges was man auf keinen Fall so machen möchte. Es gibt allerdings auch Vieles, das man sich als gutes Beispiel nehmen kann. Von erfahrenen Züchtern zu lernen ist für mich sehr wertvoll und ich bin immer sehr dankbar, wenn jemand seine Erfahrung und sein Wissen mit mir teilt.

Man hat zu Beginn natürlich immer die „romantische“ Vorstellung alles besser machen zu wollen: z.B. gesunde Hunde zu züchten, die charakterlich top, sportlich und alltagstauglich sind, einen tollen Stammbaum haben und optisch dem Ideal entsprechen. Dieses Ziel ist natürlich erstrebenswert, wird aber wohl kaum komplett in die Tat umzusetzen sein. Man ist von vielen Rahmenbedingungen, der Ehrlichkeit von anderen und nicht zuletzt den Launen der Natur abhängig.

 

Was werden die anderen sagen?

Wenn man mitbekommt, wie Neuzüchter auf Facebook und Veranstaltungen geschnitten werden kann einen schon manchmal der Mut verlassen. Es ist kaum möglich in die eingesessenen Netzwerke rein zu kommen, dabei wäre es so wertvoll und wichtig voneinander zu lernen. Oftmals wird den „Neuen“ unterstellt keine Ahnung zu haben, nur weil man noch keine 20 Jahre Erfahrung mit der Rasse hat.

Es mag auch so sein, dass Einige auf den Zug vom „Modehund“ aufspringen wollen, aber das trifft definitiv nicht auf mich zu. Ich würde mir wünschen, dass mehr langjährige Züchter sich die Mühe machen würden hinter die Kulisse zu blicken und ein offenes persönliches Kennenlernen möglich machen. Jeder fängt schließlich irgendwann mal an.

 

Manchmal muss man es einfach angehen, anstatt ewig darüber nachzudenken. Getreu dem Motto „Tu was du liebst“.

Der erste Schritt war die Anmeldung der Zuchtstätte beim ÖKV/FCI, viele weitere werden folgen und ich freue mich riesig darauf! 🙂